Perfluorierte Verbindungen in archivierten Fischproben der Umweltprobenbank des Bundes
Theobald, Norbert; Schäfer, Sandra; Baaß, Anne-Christina
Hamburg: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, 2011. - 67,  FKZ 30102038
Zusammenfassung
Ziel dieser Studie war eine Verbesserung der Datenlage zur räumlichen  Verteilung und zum zeitlichen Konzentrationsverlauf von perfluorierten  Verbindungen (PFC) in Fischproben aus verschiedenen deutschen Flüssen  und Küstengebieten der Nord- und Ostsee. Dazu wurde in einem  retrospektiven Monitoring über den Zeitraum von 1995 - 2010 die  PFC-Belastung in Muskel- und Lebergewebe von Brassen (Abramis brama) und Aalmuttern (Zoarces viviparus) der Umweltprobenbank des Bundes (UBP) ermittelt. Zuvor wurden für 10 perfluorierte Carbonsäuren der Kettenlänge C5 - C14, fünf perfluorierte Sulfonsäuren der Kettenlänge C4, C6, C7, C8 und C10  und iso-PFOS (die Summe aller verzweigten Isomere) sowie für  Perfluoroctylsulfonamid (PFOSA, linear) und iso-PFOSA (die Summe aller  verzweigten Isomere) eine geeignete Analysenmethode optimiert und  validiert.
Die PFC-Belastung der Leber- und Muskulaturproben war in Brassen aus den  Flüssen Rhein, Elbe, Donau, Saar und Saale deutlich höher als in  Brassen aus dem Belauer See (unbelastetes Referenzgebiet) und Aalmuttern  aus den Küstengebieten der Nord- und Ostsee. Leberproben waren  grundsätzlich höher belastet als Muskelproben.
Die als persistent, bioakkumulierbar und toxisch  eingestufte Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) konnte in allen  Brassenproben der verschiedenen Flüsse in recht hohen Konzentrationen  nachgewiesen werden: In Muskulaturproben wurden Werte von 5 ng/g bis 80  ng/g Frischgewebe (FG) beobachtet, während in Leberproben 60 ng/g bis  450 ng/g FGLeber gemessen wurden. Aalmutterproben aus den  Küstengebieten wiesen wesentlich geringere, aber deutlich messbare  PFOS-Konzentrationen auf (4 ng/g - 15 ng/g FGLeber). Ebenso  waren nahezu alle Proben mit PFOSA belastet. Die gemessenen  Konzentrationen waren jedoch etwa um eine Größenordung geringer (Brassen  aus Flüssen: 0,2 ng/g - 6,5 ng/g FGMuskel bzw. 0,8 ng/g - 28 ng/g FGLeber; Aalmuttern aus Küstengebieten: 0,3 ng/g - 17 ng/g FGLeber). Beide Komponenten wiesen im untersuchten Zeitraum an den meisten Probenahmeorten einen abnehmenden Trend auf.
Die anderen perfluorierten Sulfonsäuren - wie z. B. die als Ersatzstoff  für PFOS industriell eingesetzte Perfluorbutansulfonsäure (PFBS) - sowie  die kurzkettigen perfluorierten Carbonsäuren (Kettenlänge C5 - C9)  waren nur in geringen Konzentrationen nachweisbar bzw. lagen unter  ihren Bestimmungsgrenzen. Bemerkenswerterweise war auch die im Wasser  meist in höheren Konzentrationen vorkommende Perfluoroctansäure (PFOA)  nur in wenigen Fischproben nachweisbar.
Längerkettige perfluorierte Carbonsäuren (Kettenlänge C10 - C14) waren in den meisten Brassenproben in signifikanten Konzentrationen bestimmbar (0,1 ng/g - 3 ng/g FGMuskel bzw. 0,2 ng/g - 16 ng/g FGLeber). In Aalmutterleberproben aus den Küstengebieten konnten Werte bis zu 1 ng/g FGLeber nachgewiesen werden. Im untersuchten Zeitraum wiesen die langkettigen perfluorierten Carbonsäuren einen zunehmenden Trend auf.